Zur Person 02. Mai 2025

Wolf Biermann

Der deutsch-deutsche Liedermacher Wolf Biermann zählt zu den wirkungsstärksten Dichtersängern des Landes. Als Sprössling einer Hamburger Kommunistenfamilie wurde er 1936 geboren. Mit seiner Mutter überlebte er den Hamburger Feuersturm im Sommer 1943 und wurde mit ihr nach Deggendorf in Bayern evakuiert.

1953 ging der 16-Jährige in die DDR, um dort am Aufbau einer gerechteren sozialistischen Gesellschaft mitzuwirken. Damit wollte er das politische Vermächtnis seines Vaters Dagobert Biermann weiterführen, der 1943 als kommunistischer Widerstandskämpfer und Jude in Auschwitz ermordet wurde. Er war Regieassistent am Berliner Ensemble unter Helene Weigel. Er absolvierte ein Studium der Philosophie und Mathematik.

Als Liederdichter wurde er von Hanns Eisler entdeckt und gefeiert. Wegen seiner zunehmend radikalen Kritik an der Diktatur der Partei über das Volk geriet er ins Visier der Staatssicherheit. Seit 1965 praktizierte der Staat gegen Biermann ein totales Auftritts- und Publikationsverbot. Er machte seine Wohnung in der «Chausseestrasse 131» zum Treffpunkt der Opposition. Seine verbotenen Lieder und Gedichte verbreiteten sich im Osten durch Handabschriften und Tonbandkopien.

Nach elf Jahren Totalverbot wurde ihm im November 1976 eine kurze Tournee durch die Bundesrepublik genehmigt, die mit dem legendären «Kölner Konzert» begann. Drei Tage später wurde Biermann die Staatsbürgerschaft der DDR offiziell aberkannt. Trotz der Petition der wichtigsten DDR-Schriftsteller und der folgenden Protestbewegung nahm das Politbüro die Entscheidung nicht zurück und beförderte damit einen Exodus vieler kultureller Grössen aus der DDR. Dies gilt als der Anfang vom Ende der DDR.

Wolf Biermanns Werk umfasst bislang 24 Alben und über 40 selbstständige Publikationen. Er wurde mit allen grossen deutschen Literaturpreisen ausgezeichnet. Er gibt Konzerte in vielen Ländern der Welt und ist bekannt durch seine scharfzüngigen Essays, mit denen er sich provokant in die Tagespolitik einmischt.

Redaktion